![]() ![]() ![]() |
Sardinien - Geologie |
||||||||||||||||
Freunde
der Geowissenschaften kommen auf ihre Kosten: Sardinien ist wie
ein kleiner Kontinent, d.h. es kommen Gesteine fast aller Erdzeitalter
vor. Von den jüngsten Ablagerungen wie z.B. den interglazialen
Strandterrassen bis hin zu Kalken und Schiefern des Kambriums kann man
alles finden. Geologischer Werdegang Sardinien hat geologisch gesehen seine unruhigsten Zeiten hinter sich. Bei der herzynischen Gebirgsbildung mit Faltung der paläozoischen Sedimente und gewaltigen Granitintrusionen (sardischer Batholit) entstand analog zu den Alpen eine Gebirgslandschaft, die dann lange Zeit der Verwitterung und Abtragung ausgesetzt war. Mit dem Mesozoikum senkte sich die Landmasse mit den abgeflachten Gebirgsresten und wurde abwechselnd Hebung und Senkung ausgesetzt. In der Trias und im Jura wurden Teile der Insel (besonders der Norden und der Osten) von flacherem Wasser überflutet und es wurden überwiegend kalkige Sedimente abgelagert. Auch am Anfng der Kreide war die Situation ähnlich. Am Ende der Unterkreide gab es einen deutlichen Rückzug der Überflutung, es setze Erosion ein, die z.T. die gesamte Ablagerungenn der Unterkreide abtrugen. In der Oberkreide gab es erneut einen Meeresvorstoß wobei erneut kalkige Sedimente abgelagert wurden. Nach der Oberkreide bildeten sich durch Gebirgsbewegungen Schollen, die z.T. angehoben oder abgesenkt wurden. Eine größere Struktur zerteilte die Insel und ein großer Graben bildete sich, der im Tertiär von einem tropischen Meer geflutet wurde. Dabei kam es zur Ablagerung fossilreicher mächtiger Kalksandsteine, die besonders auffällig im Raum Sassari ausgebildet sind. Vor ca. 11,5 Millionen Jahren folgte die Abspaltung der sardisch-korsischen Platte von Frankreich und die nachfolgende Rotation um 45° gegen das italienische Festland Vor ca. 6 Millionen Jahren kam die Rotation zum Stillstand . Während der Rotation war Sardinien tektonisch sehr aktiv und an den Rändern zahlreicher Brüche (z.B. der zentrale Campidano-Graben) entstand ein intensiver Vulkanismus, dessen allerletzte Ausläufer bis in das Jahr 8000v. Christus andauerten. Heute ist Sardinien konsolidiert, d.h. durch seinen Charakter als starre Platte (Mikrokontinent) ist die Insel selber erdbebensicher. Allerdings ist die Platte - oder vielmehr die ehemalige Rotation - Ursache für z.T. zerstörerische Beben in Mittelitalien. Dabei wird die Spannung der gestauchten Plattenränder im westlichen Italien wieder abgebaut, die sich während der Rotation aufbaute. Korsika
und Sardinien haben geologisch gesehen einiges gemeinsam, aber
Sardinien war kaum von der alpidischen
In dieser Grafik erkennt man daß Gesteine in Südfrankreich in identischer Ausbildung und in passender Lage auch auf Sardinien und Korsika vorkommen, was zusammen mit geomagnetischen und seismologischen Daten die Rotation Sardiniens und Korsikas von der französischen Küste hinweg beweist. Sardinien und Korsika wurden gemeinsam um ca. 45° nach links gegen Italien rotiert, wobei die Rotation Korsikas etwas früher zum Stillstand kam. Deshalb liegen Korsika und Sardinien heute in einer Linie, während sie ursprünglich um ca. 10° gegeneinander verdreht waren.
Prinzipieller geologischer Aufbau / Geologische FormationenAuf
die gesamte Insel bezogen, zeigt Sardinien einen grobgegliederten
Aufbau in einen Nordwestlichen Teil mit paläozoischen
Schiefern,
dem im Süden ein größeres Gebiet mit
mesozoischen
Kalken folgt. Der östliche Teil der Insel besteht aus
Kristallin
mit Graniten im Norden und Schiefern/Gneisen im Süden und wird
im
mittleren Abschnitt von weit ausgedehnten mesozoischen Gesteinen
überlagert. Nordsardinien wird im Wesentlichen von den folgenden Formationen geprägt: - Devonische Schiefer im Nordwesten. Von Stintino in Richtung Süden bis zum Porto Ferro stehen dunkle Schiefer an. Sie wurden während der varistischen Gebirgsbildung stark gefaltet. Im Bereich der westlichen Küste bei Argentiera kam es zur Ausbildung einer Vererzung (Blei / Zink mit hohem Sibergehalt). - Granite der Gallura: Weit verbreitet im im Nordosten, östlich bei Castesardo anfangend und die gesamte Küste einehmend über die Costa Smeralda fast bis nach Olbia. - Trias,
Jura + Kreide: Fast in der ganzen Zone zwischen Alghero
und
dem Capo Caccia bis nördlich bei Porto Torres sind Gesteine
dieser
Einheiten zu finden. Die mesozoischen Gesteine sind tektonisch bedingt in größere Graben/Horststrukturen und viele mosaikartig erscheinende Kleinschollen zerlegt. Dabei erfolgte meistens nur eine geringe Verkippung. Eine Ausnahme bilden die Obertriaskalke von Alghero und Keuperdolomite/Mergel der Cala Viola und an der Lazzaretto-Bucht. Diese stehen z.T. senkrecht und die Mergel weisen eine intensive Verfältelung auf, die auf Salztektonik durch Keupergips zurückzuführen ist -
Vulkanische
Gesteine des Tertiärs: Im Süden und
Osten Algheros
stehen Ignimbrite
an. Es handelt sich um die Tufflagen eines
großen Vulkans mit mehreren Nebenkratern und Schloten, die so
heiß abgelagert wurden, daß sie teilweise
verschweißt
wurden. Wechselweise wurden sie von weniger festen Tuffen
überlagert, so daß eine 800m mächtige
Wechselfolge
entstand, die je nach Schicht langsam oder schneller wieder abgetragen
wurde. So formte sich eine Schichtstufenlandschaft, die die
Küste
zwischen Alghero und Bosa prägt. Widerstand eine
härte
Schicht lokal der Erosion, bildeten sich Tafelberge wie der M. Minerva.
In den Tuffen findet man typische Erosionsformen, die auch
manche
touristisch bekannte Felsgruppe bilden. - Kalksandsteine des Tertiärs: Sie findet man in der Umgebung von Sassari und sind an ihrer hellbeigen Farbe leicht erkennbar. Es handelt sich um Ablagerungen eines flaches Meeres das Nordwestsardinien im Tertiär überflutete und dabei z.T. Buchten in schon vorhandenen Tälern bildete. Die Gesteine sind sehr fossilreich, stellenweise sind komplette Austernbänke erhalten geblieben (z.B. an der Straße von Monteleone R. nach Padria). Weitere Fossilien sind diverse Muscheln, Schnecken, Teile von Krebsen, Seeigel und Pflanzenreste. In der nördlichen Umgebung von Villanova füllten die Ablagerungen das Erosionsrelief in den Ignimbriten aus und wurden stellenweise wieder von ihnen überdeckt. so daß hier Kalksandsteine und Ignimbrite in unmittelbarem Kontakt vorkommen können (z.B. am Tafelberg der Ortschaft Monteleone Roccadoria) Charakteristisch
sind auch die quartären
Strandterrassen des Tyrrhen
in der Umgebung von Alghero. Sie sind sehr auffällig direkt im
Bereich des Zentrums von Alghero ausgebildet, wo sie z.T. über
Trias/Jura-Abfolgen liegen. Auch am Strand "La Bombarde" kann
sehr gut
die unterschiedliche Ausbildung beobachtet werden. Teilweise bestehen
Lagen nur aus Muschel/Schneckenschill. Die Entstehung der Terrassen ist
mit den Wasserspiegelschwankungen der verschiedenen Eiszeiten
verknüpft. Während der Kaltzeiten sank der
Wasserspiegel,
während der Warmzeiten stieg er und hinterließ
höhere
Terrassen (max. 10-12 m über dem heutigen Wasserspiegel).
Zusätzlich kam es auch zur Verdünung
größerer
Areale (z.B. Porto Ferro). Geomorphologie / Erosionsformen:Sardinien
hat aufgrund seiner geologischen Verhältnisse einige typische
und
sehr ausgeprägte Landschaftsformen aufzuweisen. Besonders
auffällig sind die Tafelberge, die in die hier je nach ihrem
Aufbau Tacchi,
Tonneri
oder Giara
benannt werden und stellenweise eine
"Wild-West Landschaft" bilden - was in der Tat für manche
Italo-Western ausgenutzt wurde. Tacchi / Tonneri sind auf den
östlichen Teil der Insel (Ogliastra)
beschränkt, wo
Jurakalke, die direkt auf dem kristallinen Basement sitzen, vorkommen.
Schon von weitem sichtbar ist Perd´e
Liana mit seinem sehr
schmalen Kalkaufsatz.
Generell sind weichere hügelig
erscheinende Landschaften eher an paläozoische Schiefer
gebunden.
Paradoxerweise besteht auch der höchste Berg von Sardinien aus
Schiefern und ist trotz seiner 1800 m Höhe von seiner Form her
eigentlich nur ein Hügel, während in den Kalkgebieten
mit
Höhen um max. 1000m sehr schroffe Gebirgsformen zu finden
sind.
Die Verkarstung in den Kalken ist zum Teil extrem und führte
zur
Bildung sehr tiefer Spalten, Poljen, Dolinen und sehr vieler
Höhlen, von denen längst nicht alle entdeckt sind. Die großen Ebenen von Sardinien wie der Campidano sind im Tertiär durch Grabenbrüche mit gewaltigen Senkungsraten entstanden.
Bergbau / Bodenschätze ![]() Aktuell nur noch zwischen Iglesias und Carbonia im Bergwerk Carbosulcis abgebaut. In einer Tiefe von bis zu 500m kommen ca. 10 bauwürdige Flöze mit subbituminöser Kohle vor. Das Bergwerk ist modern ausgestattet und es gibt Pläne den Abbau bis ca. 2030 fotzuführen um die Industrie von Porto Scuso mit Strom zu versorgen. Eine Besonderheit ist die Zufahrt zu den Abbausohlen über eine 3 Km lange schräge Rampe, die es erlaubt schweres Material und Personen auch ohne Benutzung eines herkömmliches Schachtes zu transportieren. Die Kohlegewinnung erfolgt im Strebbau mit Schreitschilden. Gold: Seit
knapp 5 Jahren wird an 3 Stellen (Osilo, östlicher
Campdidano-Rand
und Salto di Quirra) Gold abgebaut, daß aber extrem fein im
Nebengestein verteilt ist und daher chemisch gelöst wird. Dies
führte in Osilo schon zur Schließung eines Brunnes,
der
Quecksilbergehalte aufwies. Mineralfunde: Das ist eine Auswahl, mehr gibt es hier zu sehen.
Folgende Stellen sind auf jeden Fall sehenswert: -
Unter/Oberkreide-Diskordanz und Rudistenriff am Capo Caccia - Basaltkuppe M.
Cuccuruddu bei Thiesi mit Überblick über
Vulkankegelebene - Kontakt zwischen quartären Vulkaniten und mesozoischen Kalken (Cala Gonone) nähere Infos zu den Exkursionen: Björn Holstein |
|
|||||||||||||||